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Die letschti Schwalbe

Ein wichtiges Element des friedlichen und erfüllten Lebens mit Kindern sind echte Kompromisse, die nicht bloss den Kindern gefallen, sondern mit denen auch die Eltern glücklich bleiben. Ein nicht zu unterschätzendes Gebiet für derartige echte Kompromisse ist die Musikauswahl in der Heimdisco. Wir hören zuhause gerne viel Musik und tanzen gelegentlich auch wild dazu. Allerdings findet man in unserer CD-Sammlung auch Werke, die den coolsten Daddy zum Ausrasten bringen.

Unsere absolute Folter-CD trug den bedrohlichen Titel "Toddler Rock" und wurde unserer Älteren von einer sadistischen Verwandten geschenkt. Das Cover zierte ein fettes Baby in Lederjacke und Sonnenbrille, die Verwandte hatte also mit voller Absicht gehandelt, die Lieder wurden ausnahmslos von krächzenden Kleinkindern vorgetragen, die allesamt an einem verfrühten Stimmbruch litten und jeden Ton mit Präzision knapp verfehlten.

Ich schreibe dies alles in der Vergangenheit, denn wir mussten die CD mit dem Bulldozer zermalmen, nicht weil es sich um eine illegale Kopie gehandelt hätte, sondern um unser Familienglück zu retten. Natürlich nicht ersatzlos, als Nachfolger kauften wir "Best of Pooh and Heffalumps", ganz klar kinderorientiert, aber doch auch nach 8 Wiederholungen im Tag aushaltbar. Und wir entdeckten die Freuden des Kinder-CD-Shopping. Die phantastische "Elephant of Surprise" von Clare de Lune, "Sternschnuppesuppe" von Linard Bardill, der Soundrack zu Shrek (oder "Shrink", wie ihn unsere Jüngste nennt), eine glückliche Zeit!

Und dann kam irgendwie dieser Andrew Bond reingeschneit, mit "Zimetschtärn hani gärn". Wir hatten schon von ihm gehört, er ist in diesem Land unter Eltern nicht unbekannt, und dann noch mit diesem Namen! Aber meine erste Anhörung fiel ernüchternd aus: trotz des Namens sang er keineswegs auf Englisch, einige Wiederholungen fingen gleich an zu nerven ("wär isch das Männli, säg wär kännts - das isch dänk de Grittibänz!", nach 4maliger Wiederholung weiss auch unsere Kleinste die Antwort), und vor allem lässt er Kinder ans Mikrofon, die sich zwar viel mehr bemühen als die Gören von "Toddler Rock", bei denen aber doch nicht jeder Pieps ein Treffer ist. Und so wurde unsere erste Bond-CD immer wieder diskret hinter anderen Entdeckungen (etwa Werken von Jim Gill, einer Art US-Bond) versteckt.


Und dann die Wiederentdeckung! Die CD handelt von der kälteren Jahreszeit, erst wird der Sommer verabschiedet, dann der Herbst begrüsst, schliesslich fällt Schnee, beginnt die Adventszeit, kommt Weihnachten. Ich bin ja erhrlich gesagt froh, dass Weihnachten endlich vorbei ist, ich bin eher ein Sommermensch. Und so kann ich dem zweiten Lied mit der letzten Schwalbe nicht voll zustimmen, wenn es sagt "dr Herbscht isch mini Lieblingsziit". Und doch ist es mein Lieblingslied auf dieser CD, weil ich fast heulen muss beim Zuhören, nicht wegen krächzenden Kinderstimmen, sondern weil es so wehmütig schön ist, wie der richtige Herbst halt. Meine Ältere kann sogar super mitsingen, weil sie's im Chindsgi gelernt hat. Seither ertönt Bond regelmässig fünf mal am Tag, vom Daddy aufgelegt, und noch ein paar mal mehr, wenn es den Kids noch nicht auf die Nerven geht. Es ist absolute Liebe auf den zweiten Blick! Was es doch für schöne Musik für Kinder gibt!

Wir haben allerdings schon noch ein klitzekleines Problem, eine hübsch bemalte CD mit dem "Fuchs Felox", ein Geschenk der Kantonspolizei. Geschenke der Kantonspolizei, habe ich gelernt, darf man nicht mit dem Bulldozer zertrümmern.

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